ce. Eyendorf. Ein Job in bis zu 15 Metern Wassertiefe, umgeben von dickem Schlamm und Elbschlick: Was sich liest wie eine ekelerregende Prüfung im TV-„Dschungelcamp“, ist für Simon Coats (48) derzeit Arbeitsalltag. Der selbstständige Inhaber der auf Industrie- und Bautaucherei spezialisierten Firma „NauTec“ mit Sitz in Eyendorf (Kreis Harburg) repariert als Leiter einer Tauchergruppe unter Wasser die große Schleuse am Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel.
Rund 13.000 Container- und Passagierschiffe sowie 4.000 Sportboote passieren pro Jahr den 42 Meter breiten Schleusenkomplex auf dem Weg Richtung Nordsee oder Elbe. Zusammen mit drei weiteren Berufstauchern aus Berlin, München und Bremen wechselt er abschnittsweise die alten und maroden Schienen, auf denen die Räder der Schleusentore laufen, aus bzw. repariert sie.
Die Arbeit ist nichts für jeden. Die Schleusenarbeiter steigen in eine Druckkammer, die so groß ist wie ein Öltank. Dort bereiten sie sich auf den Unterdruck in 20 Meter Tiefe vor. Dann klettern sie durch ein schwarzes Rohr nach unten. „Trockentauchen“ nennen sie die Arbeit auf dem Boden der Schleusentore: Druckluft verhindert, dass Wasser von unten in das gut neun Meter breite Stahltor fließt.
„Wir machen Schifffahrt möglich“, wirbt die Bundesbehörde für sich, und da stimmt mal jedes Wort. Damit der Spruch Wahrheit bleibt, muss demnächst im Norden einiges passieren: Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Mehr Schiffe als auf dem Suez- und dem Panama-Kanal zusammen fahren auf dem Kanal, der im Kaiserreich zwischen 1887 und 1895 gegraben wurde, damals aus militärisch-strategischen Gründen. Mit dem Kanal an sich ist auch heute noch alles in Ordnung, er ist tief und breit genug für die etwa 40 000 Schiffe pro Jahr. Die Schleusen in Kiel sind in den 80er Jahren überholt worden, die Schleusen in Brunsbüttel sind das Problem. Es gibt vier davon, zwei große, zwei kleine. Die kleinen funktionieren, die großen – technischer Stand 1914 – sind andauernd kaputt und eigentlich völlig marode. mehr