Das war’s. Verkehrsminister Peter Ramsauer war da. Für zwei Stunden hat der CSU-Politiker sich gestern die maroden Schleusen am Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel angesehen. Es ist 12.01 Uhr als er im Helikopter wieder Richtung Berlin abhebt.
Probleme hat der 59-Jährige bei seinem zweiten Besuch der Schleusen einige gesehen. Doch Lösungen hat er keine präsentiert. Ach, doch: Er verspricht, alles nötige für den Ausbau der fünften Schleusenkammer zu tun, für deren Spatenstich er das erste Mal vor fast einem Jahr in Brunsbüttel war.
Seitdem ist nicht viel passiert. „Keiner ärgert sich darüber mehr als ich“, sagt Ramsauer als er bei eisigem Wetter über die Schleusenanlage läuft. Es habe „vergaberechtliche Probleme“ bei der Ausschreibung gegeben, die aber jetzt in den kommenden Wochen erfolgen soll. In sieben Jahren könnte die Kammer fertig sein, dann würden die alten Anlagen saniert.
Ramsauer schaut sich die Schleusen genau an, aber wo es hapert, kann er nicht sehen. Dass die Schleusentore nicht mehr auf Rollen laufen, sondern auf Holzbalken, die langsam verschleißen. Dass aus zwei maroden Toren ein funktionierendes gemacht wurde. Ramsauer kneift die Augen wegen der strahlenden Sonne zusammen, aber er verschließt sie nicht vor der problematischen Gesamtsituation: „Über Jahrzehnte ist die Anlage auf Verschleiß gefahren worden“, erklärt der Minister – und sagt auch gleich zu, dass er „alle Mittel, die für den technisch einwandfreien Betrieb nötig sind“, bereitstellen will. Zunächst sollen elf weitere Arbeiter ihre schon 60 Kollegen unterstützen, die bereits mit Notreparaturen beschäftigt sind. Dass der Nord-Ostsee-Kanal wie in der vergangenen Woche immer mal wieder für Schiffe mit einer Länge über 125 Meter geschlossen werden muss, werden sie kaum verhindern können. Dass der Kanal in diesem schlechten Zustand sei, dafür will Ramsauer keinen Schuldigen benennen, sich selbst schon gar nicht. Jedenfalls sei es falsch zu denken, er als Oberbayer habe nur Verkehrsprojekte in Süddeutschland gefördert. „Wir haben vor Jahren schon aus einer Milliarde Extramitteln ein Drittel nur für den Schleusenneubau in Brunsbüttel bereitgestellt. Sie glauben gar nicht, was ich mir im Süden deswegen alles anhören musste“, sagt er.
Copyright Dieter Kobrock FilmWeltDK1
Das interessiert seinen schleswig-holsteinischen Amtskollegen Reinhard Meyer (SPD) nur wenig. „Ich bin nicht zufrieden“, sagt er nach den Gesprächen mit Ramsauer. Dessen kurzfristiges Krisenmanagement sei zwar in Ordnung, aber Meyer vermisst „eine langfristige Strategie zu Sanierung des Kanals. Wenn der Ausbau der Oststrecke und die Vertiefung erst nach 2021 angegangen werden sollen, dann ist das für einen Landesverkehrsminister nicht akzeptabel.“ Ramsauer hätte ein Zeichen setzen können, dass ein funktionsfähiger Kanal eine nationale Aufgabe sei. „Das habe ich vermisst“, sagt Meyer. „Sehr reserviert“ habe der Minister reagiert als er ihn darauf hingewiesen habe, dass jährlich ein Prozent des Bundesverkehrsetats für den Kanal zur Verfügung stehen müsste.
Ramsauer selbst ist da schon wieder auf dem Weg zum Hubschrauber. In Berlin warten wichtige Abstimmungen im Bundestag auf ihn. Brunsbüttel kann er vorher nochmal aus der Luft sehen. Ändern wird das an den Problemen am Kanal vorerst nichts. Denn da ist die Uhr schon weiter als eine Minute nach 12.
Über das Schleusen-Desaster, alle Hintergründe sowie den Kampf um die fünfte Kammer lesen Sie morgen ausführlich in Schleswig-Holstein am Sonntag. Nordeutsche Rundschau
Nord-Ostsee-Kanal wieder frei
Die an den Toren der Großen Schleusen Brunsbüttel durchgeführten Notreparaturen sind inzwischen so weit voran geschritten, dass nach erfolgtem Torwechsel der Betrieb mit der Großen Südschleuse wieder aufgenommen wurde.
Über das das Wochenende wird die Zuverlässigkeit der Anlage getestet.
Sollten am Wochenende keine weiteren Komplikationen auftreten, wird die große Südkammer der Schifffahrt wieder voll zur Verfügung stehen.
Präsident Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte: „Damit konnte die ab dem 06.03.2013 geltende Größenbeschränkung für das Befahren des NOK Dank des außerordentlichen Einsatzes der Mitarbeiter früher als zunächst angenommen wieder aufgehoben werden.“
Ramsauer besichtigt defekte Schleusen
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) besichtigt die Schleusen in Brunsbüttel.
Brunsbüttel. Der wegen des maroden Zustands des Nord-Ostsee-Kanals in der Kritik stehende Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat sich am Freitag in Brunsbüttel selbst ein Bild von dem Zustand gemacht. Nach dem Ausfall mehrerer Schleusen war die wichtige Wasserstraße gut eine Woche lang für große Schiffe gesperrt worden.
„Mein Dank gilt vor allem den Tauchern und Handwerkern“, sagte der CSU-Politiker in Brunsbüttel im Kreis Dithmarschen zur schnellen Wiederaufnahme des Betriebs zumindest einer großen Schleuse. Mit einer notdürftigen Reparatur war es ihnen gelungen, in nur acht Tagen aus zwei defekten Schleusenkammern ein einzelnes funktionstüchtiges Provisorium zu bauen.
Ramsauer wies am Freitag erneut die Kritik an seinem Vorgehen energisch zurück. Die Bedeutung von Schifffahrt und Wasserwegen bei der Bewältigung von Frachtaufkommen sei in Deutschland vor seinem Amtsantritt völlig unterschätzt worden, gab der CSU-Politiker zurück. Unter anderem sei beim Nord-Ostsee-Kanal (NOK) — dessen Bauwerke und Technik noch aus der Kaiserzeit stammten — seit Jahrzehnten nur „auf Verschleiß“ gefahren worden, sagte der Minister. „Wenn Jahrzehnte lang zu wenig in die Instandhaltung und die Zukunftsfähigkeit investiert worden ist, kann das nicht innerhalb weniger Wochen und Monate nachgeholt werden.“
Damit sich ein Kollaps nicht wiederholt, versprach Ramsauer, für die am meisten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt eine Sondereinsatzgruppe einzurichten. Elf zusätzliche Schlosser und Elektriker sollen eingestellt werden, um den Betrieb über und unter Wasser dauerhaft aufrechterhalten zu können. „Wir müssen ständig auf der Hut sein, da bei der über hundert Jahre alten Technik immer wieder akute Probleme auftreten können“, sagte der CSU-Politiker.
Mit dem Bau der seit langem von der maritimen Wirtschaft geforderten fünften Schleusenkammer in Brunsbüttel werde vermutlich 2014 begonnen werden, sagte Ramsauer. Als Grund nannte er, dass die Zeitspanne vom Beginn der Ausschreibung bis zur Vergabe der Aufträge im Schnitt ein dreiviertel Jahr beträgt. Für den eigentlichen Schleusenneubau veranschlagen die Experten sechs bis sieben Jahre.
Anschließend soll die Grundinstandsetzung der alten Schleusenanlagen folgen. Der Kanal soll im Bereich vor Kiel verbreitert werden. Geplant ist auch der Ersatz der 160 Meter langen und über hundert Jahre alten Levensauer Hochbrücke und die Vertiefung des Kanals um einen Meter, umriss der Minister das Maßnahmenbündel.
Videos, die Sie auch interessieren könnten
Ramsauer auf Stippvisite am Nord-Ostsee-Kanal
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat sich am Freitag ein Bild von der Lage am Nord-Ostsee-Kanal gemacht. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat sich am Freitag die marode Schleuse in Brunsbüttel angeschaut. Gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) und Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) informierte er sich dabei über die kritische Lage am Nord-Ostsee-Kanal. „Mein Dank gilt vor allem den Tauchern und Handwerkern“, sagte er zur schnellen Wiederaufnahme des Betriebs von zumindest einer großen Schleuse. Seit Jahrzehnten sei die Anlage nur „auf Verschleiß“ gefahren worden. Ramsauer bestätigte in Brunsbüttel, dass insgesamt 375 Millionen Euro für den Bau der neuen Schleusenkammer in Brunsbüttel bereitgestellt werden. In den nächsten zwei bis drei Wochen soll es die Ausschreibung für die neue Schleusenkammer geben, so Ramsauer. Das Großprojekt werde dann nach sechs bis sieben Jahren Bauzeit in Betrieb gehen.
-
::
Minister Ramsauer besucht Nord-Ostsee-Kanal
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat sich über die kritische Lage am Nord-Ostsee-Kanal informiert. In Kürze soll es eine Ausschreibung für die fünfte Schleusenkammer geben.
NOK soll „Sondereinsatztruppe“ bekommen
Der Nord-Ostsee-Kanal war für eine Woche für große Schiffe gesperrt, weil beide Schleusen ausfielen. Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft machen Ramsauer für das Fiasko und die verschleppte Sanierung verantwortlich. Der Minister wies heute erneut diese Kritik zurück. Die Bedeutung von Schifffahrt und Wasserwegen sei in Deutschland schon vor seinem Amtsantritt völlig unterschätzt worden, betonte Ramsauer. Seit Jahren habe er vor dem Kollaps auf deutschen Wasserstraßen gewarnt. „Wir müssen ständig auf der Hut sein, da bei der über hundert Jahre alten Technik immer wieder akute Probleme auftreten können“, sagte Ramsauer bei seinem Besuch an der Brunsbütteler Schleuse.
„Viel Arbeit und viel zu wenig Leute“
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat am Freitag die marode Schleuse in Brunsbüttel besichtigt. Mitarbeiter beklagten sich über die Arbeitsbedingungen vor Ort.
Damit sich solch ein Kollaps nicht wiederholt, will der Bundesverkehrsminister für den Nord-Ostsee-Kanal eine „Sondereinsatztruppe“ einrichten, die den Schleusenbetrieb aufrechterhält. Die Crew solle sofort einsatzbereit sein, wenn weitere Reparaturen nötig sind, sagte er. Elf zusätzliche Stellen sollen bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung dafür geschaffen werden.
Viel Lob für schnelle Schleusen-Reparatur
Ein Schlepper mit einem Groß-Ponton für Schiffsbauteile passierte als erstes Schiff die Schleuse in Brunsbüttel. Dass die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt nun auch wieder von Schiffen genutzt werden kann, die länger als 125 Meter sind, sorgt bei Reedern und anderen Kunden für Erleichterung. „Ich freue mich sehr, dass Techniker des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Tag- und Nachtschichten die Schleuse in einer Woche schneller repariert haben als geplant“, sagte ein Sprecher des Schiffs-Service-Unternehmens Sartori und Berger. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) dankte am Donnerstag allen, die dazu beigetragen haben, die Schleuse so schnell wieder herzurichten. Sie hätten Schleswig-Holstein sowie der Wirtschaft im Norden und ganz Deutschland einen großen Dienst erwiesen.
Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion wies allerdings darauf hin, dass es sich um einen Probebetrieb handelt, weil das eingebaute Tor noch nie in dieser Schleusenkammer installiert war. Ingenieure des Wasser- und Schifffahrtsamtes Brunsbüttel hatten die Reparaturarbeiten an der großen Südschleuse deutlich schneller abgeschlossen als geplant. Als erstes Schiff passierte am Donnerstag gegen 13 Uhr ein blauer Schlepper mit einem Groß-Ponton für Schiffsbauteile die Schleusenkammer.
Copyright Norddeutsche Rundschau