Schleusenschaden: Kanal droht Chaos
Die Schleusen in Kiel und in Brunsbüttel sind immer öfter die Engpässe im Nord-Ostsee-Kanal. Die Zahl der Ausfälle hat sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht. Reeder haben schon mit einem Kanal-Boykott gedroht.
Brunsbüttel. „Der Schaden ist erst vorige Woche entdeckt worden. Wir mussten reagieren“, sagt Thomas Fischer vom Wasser- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel. Die neue Nordschleuse wird heute deshalb ganz außer Betrieb genommen. An dem elbseitigen Schleusentor ist auf zwölf Meter Länge ein Schaden an den Führungsschienen auf dem Grund entdeckt worden. Die Südschleuse kann wegen Schienenschäden auch nur auf 205 Meter Länge genutzt werden. „Das ist das erste Mal seit Eröffnung vor rund 100 Jahren, dass nur Schiffe mit einer Länge von maximal 205 Metern den Kanal passieren können“, sagt Jens-Broder Knutsen von der Schiffsmaklerei Sartori & Berger. Und auch Jann Petersen von der Maklerei UCA ist fassungslos: „Das ist ein Drama, zumal es gerade jetzt viel Verkehr gibt.“ Ursache für den Notstand sind die dramatischen Verschleißerscheinungen an den Schleusenanlagen.
Ab heute Mittag wollen Techniker mithilfe einer Taucherglocke die beschädigten Schienen des Schleusentors der Nordschleuse reparieren. Bei der Südschleuse mussten die Reparaturarbeiten an diesen Schienen bereits unterbrochen werden. Der Untergrund ist einfach zu marode. Aus diesem Grund kann in der Südschleuse nur eine Teillänge von 205 Metern genutzt werden. „Für die Schifffahrt ist das eine Katastrophe“, sagt Knutsen.
Die beiden großen Schleusenkammern sind Jahrzehnte durch Sparmaßnahmen in der Substanz verschlissen. Mauerwerke sind brüchig, und die Technik ist wartungsintensiv. Gleichzeitig ist der Neubau einer Schleusenkammer ins Stocken geraten.
05.02.2013
Hauke Haien Copyright Kieler Nachrichten
05.02.2013
Der Schleusenneubau wird die jetzigen Probleme nicht beseitigen.
Der Standort zwischen den bisherigen Schleusenanlagen ist suboptimal, weil zu schmal. Die neue Schleuse wird nur eine Breite von 35m haben (jetzige große Schleusen 42m). Nach der Bauzeichnung gibt es auch keine drei Tore wie bei den großen Schleusen. Das bedeutet, bei Ausfall eines Tores (Kollision) wäre die neue Schleuse gar nicht mehr zu gebrauchen.
Ich begreife nicht, weshalb man die alten Schleusen nicht durch zwei zeitgemäße große Schleusen ersetzt. Hier wäre genug Platz dafür gewesen. Die jetzt geplante Mittelschleuse ist nur eine halbherzige Lösung.
In Brunsbüttel werden die Mitteltore auch entfernt, was ich vor Ort auch nicht nachvollziehen kann, wenn Tor 4 und Tor 1 versagt, bieten diese 2 Tore den neuen Schleuse 2 und 5 zusätzlichen Schutz vor einer Sturmflut und sorgten bei dem Ausfall Neue Süd , dass überhaupt noch Schiff bis 205 M durch den Kanal kamen.
05.02.2013
Völlig richtiger Gedanke …
… @Hauke Haien, Sie haben es auf den Punkt gebracht. Beweis, dass die TECHNISCHE GESAMTPLANUNG unbedingt zentrale hierher (in unser Land) gehört und nicht in die Hände von beamteten Binnenländern etwa in Bonn; nur, weil deren teures Shuttle-Dasein Bonn-Berlin-Bonn bald enden wird und „politisch“ abgefedert werden soll – auf Kosten von uns Schleswig-Holsteinern. Auf die Barrikaden!
Die Schleusen als „Nadelöhr“ müssten an die jetzige und vielleicht künftige „Kiel-Kanal-Max-Klasse“ angepasst werden; Schleusen-Ausfälle planerisch so kompensiert werden können, wie von Ihnen vorgeschlagen. Dumm, dass bei uns viel zu wenig Druck in der Richtung gemacht wird. Oder liegt’s an der alten, ziemlich unbeweglichen Ministerialbürokratie?
höma
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Schleuse: Böser Brief an Ramsauer CDU-Landtagsabgeordneter fordert Antworten Brunsbüttel
Angesichts der Verzögerungen beim Bau der dritten großen Schleuse am Kanal in Brunsbüttel möchte der CDU-Landtagsabgeordnete Jens-Christian Magnussen wissen, wie es weitergeht nach dem symbolischen ersten Spatenstich des Bundesverkehrs-ministers am 17. April vorigen Jahres. Magnussen hat deshalb an Peter Ramsauer geschrieben. Er fordert vom Bundesverkehrsminister Antworten auf drängende Fragen.
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Noch, schreibt Magnussen, habe er Hoffnung, dass der Spatenstich mehr sei als nur „verbales Geklapper“. Die Verzögerungen in dem 300-Millionen-Projekt ließen inzwischen aber Schlimmeres für die Region befürchten, so der Brunsbütteler. Magnussen: „Da das notwendige und mittlerweile überfällige Projekt nun leider wieder in die politischen Mühlen gerät, erbitte ich im Interesse der Sache eine Klarstellung, wie der aktuelle Stand der Angelegenheit wirklich ist.“
Dazu gehört für Magnussen der derzeitige Stand der Ausschreibungsunterlagen und ihre Prüfung sowie die entscheidende Frage: „Wann ist mit der Veröffentlichung der vermutlich EU-weiten Ausschreibung zu rechnen?“ Letztlich erwartet der Landtagsabgeordnete von Ramsauer auch klare Aussagen zur Finanzierung des Bauvorhabens.
In seinem Schreiben an den Bundesverkehrsminister macht Magnussen deutlich, dass eine weitere Verschiebung des Schleusenneubaus nicht hinnehmbar sei. „Wir brauchen keine wortreiche Ankündigung und symbolische Akte, wir brauchen zur Vermeidung eines maritimen Super-Gaus Taten!“
Dabei hatte selbst CSU-Politiker Ramsauer im vorigen Jahr beim Spatenstich betont: Der schon in den 60er Jahren ins Gespräch gebrachte Schleusenbau sei „völlig überfällig“. Und: „Ich stehe voll und ganz zu dieser Investition.“
In seinem Schreiben geht Magnussen zudem ein auf die Bedeutung des Kanals für die Hafenwirtschaft in Hamburg und Wilhelmshaven. Schließlich sei auch Brunsbüttel auf den Kanal angewiesen, dessen Elbehafen der durch die Energiewende eingeleiteten Offshore-Technologie besonderes Augenmerk verdiene.
Auch die Infrastruktur im Hinterland brauche Beachtung, macht Magnussen deutlich. Zu den brennenden Problemen gehören für ihn die Klärung des Weiterbaus der A 20 samt Elbquerung und ein Ausbau der B5 zwischen Itzehoe und Brunsbüttel. Die Schleusenstadt sei immerhin das landesweit größte zusammenhängende Industriegebiet – und deren Struktur von elementarer Bedeutung.
Im jüngsten Hauptausschuss der Stadt war das Thema ebenfalls angesprochen worden. Bürgermeister Stefan Mohrdieck warb für eine Unterstützung der Initiative Kiel Canal, die sich für den Nord-Ostsee-Kanal stark macht.