Kanal-Schleusen
in Brunsbüttel
werden saniert
Kiel
Die beiden defekten Schleusen in Brunsbüttel sollen umgehend saniert werden,
kündigte gestern der Staatssekretär im Berliner Verkehrsministerium, Klaus-
Dieter Scheurle, in einem Gespräch mit unserer Zeitung an. Der Plan, eine
zusätzliche Schleusenkammer in Brunsbüttel zu bauen, rückt damit in weite
Ferne. Der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals samt Schleusensanierung und –
neubau würde 1,25 Milliarden Euro kosten. „Dafür fehlt uns derzeit das Geld“,
sagte Scheurle. R.Pöschus Norddeutsche Rundschau
Kim Interview: Politik
Die Zukunft der Kanal-Schleusen: Reparatur geht vor Neubau
Klaus-Dieter Scheurle, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, nimmt bei
einem Besuch im Norden Stellung zum „Schleusen-Gau“ in Brunsbüttel, zur
Elbvertiefung und zur Reform der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung
Herr Staatssekretär, eine Schleuse in Brunsbüttel ist defekt, die zweite wird nur
noch mit provisorischen Holzkufen in Betrieb gehalten. Haben Sie den Nord-
Ostsee-Kanal überhaupt noch auf dem Radarschirm ? Natürlich. Der NOK ist
eine wichtige Verkehrsader und es ist kaum vorstellbar, dass wir eine so
wichtige Schleuse mit einer Holzbohle in Takt halten. Wir werden das Problem
umgehend angehen und die schadhaften Schleusenfundamente absichern. Es war
eine Fehleinschätzung zu glauben, dass die beiden alten, großen Schleusen so
lange halten, bis die geplante neue Schleusenkammer gebaut ist.
Also Reparatur vor Neubau?
Es gibt im Ministerium eine Wende in der Herangehensweise. Unser Ziel ist
jetzt, zunächst das zu erhalten, was wir haben. Es bringt nichts, etwas neu zu
bauen, was wir dann nicht in Stand halten können.
Was kostet die Sanierung in Brunsbüttel?
Der Sanierungsbedarf beträgt rund 180 Millionen Euro. Auch die Kieler
Schleusen müssen in absehbarer Zeit angegangen werden, dafür veranschlagen
wir noch einmal den gleichen Betrag. Das heißt, die Reparatur erfolgt im
laufenden Betrieb, obwohl sich die Reedereien jetzt schon über die langen
Wartezeiten beklagen?
Die Fundamente wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen, braucht eine
Bauzeit von einigen Wochen. Das heißt, zuerst wird die eine Schleuse gesperrt
und in Stand gesetzt, und dann die andere. Das muss in Kauf genommen
werden. Darunter leidet nicht nur die Schifffahrt, sondern auch das
Industriegebiet Brunsbüttel…
… und die Werften in Rendsburg. Im Prinzip alle, die mit dem Kanal zu tun
haben. Das ist uns bewusst, aber bei Reparaturarbeiten leider nicht zu
vermeiden. Auch wenn wir große Straßenbrücken in Stand setzen, müssen wir
Verkehre umleiten. In der Tat wird die Kapazität des Kanals für eine begrenzte
Zeit eingeschränkt. Es wäre natürlich ideal gewesen, zunächst die neue Schleuse
zu bauen und dann die alten zu reparieren, aber die Zeit haben wir jetzt nicht
mehr. Auch mich wundert, dass Vorgängerregierungen die seit langem
existierenden Pläne für den Schleusenneubau nicht umgesetzt haben. Wir
können diese Versäumnisse aber nicht rückgängig machen, sondern müssen die
Zeitschiene jetzt umstellen und zunächst reparieren.
Der Schleusenneubau rückt also in weite Ferne?
Noch einmal die Zahlen: Der Schleusenneubau in Brunsbüttel ist mit 303
Millionen Euro veranschlagt, die Sanierung der alten Schleusen in Kiel und
Brunsbüttel mit je 180 Millionen. Mit der Kanalvertiefung kommen wir auf 1,25
Milliarden Euro. Dieses Geld haben wir im Moment nicht.Schon vor den
aktuellen Problemen in Brunsbüttel haben Sie den Kanal auf der Prioritätenliste
hinter die Elbvertiefung verschoben. Aus taktischen Gründen? Weil Sie wissen,
dass sich die Planfeststellung für die Elbe hinzieht und Sie vorerst nicht zahlen
müssen? Nein, ich bin optimistisch, dass die Planfeststellung 2012 kommt. Das
schließt nicht aus, dass der Beschluss dann angefochten wird. Das müssen wir
einkalkulieren. Wir bereiten uns aber vor, die Elbvertiefung umsetzen zu
können. Viele Probleme wurden schon aus dem Weg geräumt.
Sorgen bereitet auch die Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung:
Gehen dadurch Jobs im Norden verloren?
Ziel der Reform ist es nicht, Personal abzubauen, sondern die Behörden
funktionstüchtig zu halten. Wir wollen das Personal dort zusammenziehen, wo
viel Verkehr stattfindet, also auch am Nord-Ostseekanal. Allerdings unterliegt
unser Ressort leider den gleichen Sparauflagen wie andere Ministerien. Das
heißt, wir müssen pro Jahr 1,9 Prozent einsparen. Bis zum Jahr 2020 sind das
rund 2000 Planstellen im Bereich der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.
Wann fällt die Entscheidung?
Ich gehe davon aus, dass wir die Reform bis Ende nächsten Jahres umgesetzt
haben.
Interview: Margret Kiosz