Schleusen-Arbeiten unter Hochdruck
Taucher entfernen Leitschienen für kanalseitiges Tor / Freitag soll zweite große
Schleuse wieder einsatzbereit sein
Brunsbüttel
„Es ist vollständig dunkel, pechschwarz, da wo die Taucher im Einsatz sind“,
erklärt Thomas Fischer. Licht gibt es nicht, Scheinwerfer würden nicht helfen.
Die Arbeiten in rund 15 Metern Wassertiefe können ausschließlich über den
Tastsinn ausgeführt werden. Mit Achtung berichtet der Sprecher des Wasserund
Schifffahrtsamts in Brunsbüttel über die Handwerker mit Tauchausbildung,
die zurzeit an der großen Schleuse tätig sind. Zwei eigene Tauchgruppen hat das
WSA. Noch bis Donnerstag oder Freitag wird der Einsatz dauern.
Das kanalseitige Tor der Südkammer konnte nicht mehr einwandfrei
geschlossen werden (wir berichteten). Grund dafür sind die Schienen, auf dem
das 1500 Tonnen und haushohe Rolltor auf- und zugeschoben wird. „Die sind
eigentlich auf dem Grund auf einer Granitfläche befestigt. Jetzt haben sich
einige gelöst, sind verrutscht, zerbrochen oder verbogen und können
anscheinend auch nicht mehr befestigt werden. Das ist das eigentliche Problem“,
beschreibt Fischer den Defekt. Kurzerhand sei entschieden worden, die
Schienen komplett zu entfernen. „Das Tor rutscht dann direkt über das Granit“,
sagt der WSA-Sprecher und fügt sofort hinzu: „Das ist ganz bestimmt keine
Dauerlösung.“ Die sollen Ingenieure finden, die mit der Materie besser vertraut
sind. Wie eine mögliche Lösung aussehen kann, vermag bisher aber niemand zu
sagen. Fest steht aber, dass es eine Lösung geben muss. Schon jetzt seien durch
den Ausfall der einen großen Schleusenkammer Wartezeiten von drei bis vier
Stunden durchaus an der Tagesordnung. „Wobei das selbstverständlich immer
vom Schiffsaufkommen abhängt“, sagt Thomas Fischer. Bei einem starken
Verkehrsaufkommen seien für die großen Pötte dann aber auch schon mal acht
oder sogar zehn Stunden in der Warteschleife möglich. Parallel zu den Tauchern
arbeiten auch Handwerker direkt im Schleusentor. Nicht unter Wasser und mit
Licht, aber ebenfalls unter Druckluft und unter sehr beengten Verhältnissen
werden dort die Torunterwagen demontier tDenn die sind ohne Schienen nicht mehr nötig. Freitag soll die Schleuse dann wieder eingesetzt werden können,
hofft der Sprecher des WSA. Wie lange es dauert, bis eine Dauerlösung für den
Schiebemechanismus gefunden wird, kann Fischer aber nicht schätzen. Und
wann die Arbeiten für eine fünfte Schleusenkammer beginnen, fragt lieber erst
niemand. Zu ungewiss sind nach wie vor die Aussagen seitens der Politik.
Sönke Rother Norddeutsche Rundschau